Sector Media AS  |  Kildals vei 17 A   |  0678  Oslo  | Tlf: 23 15 85 00
Skip Navigation Links.
Information in English Informationen in Deutsch
 Abonner (RSS)

    

Norwegischer Synthesizer-Guru

Der Norweger Terje Winther ist den analogen Synthesizern länger treu geblieben, als die meisten von uns. Ausschlaggebend hierfür war sicherlich die von ein paar Freunden geborgte Ausrüstung im Zusammenhang mit den Aufnahmen für die lokale Band New Light, im Jahr 1980.


Text und Foto: Lars Ole Ørjasæter, übersetzt ins Deutsche von Panja Richter

Es ist eine Sache auf einem Synthesizer zu spielen, etwas ganz anderes hingegen ist es, seine eigenen modularen Synthesizer zu entwickeln, wie es Terje Winther zusammen mit seinem Bandkollegen Erik Stormer gemacht hat. Hier ist alles selbstkonstruiert – von Printplatten und Oberflächen mit einem in Seide gedruckten Text für die Elektronik – selbstverständlich analoge Beschaltung – und das Gehäuse. Das Ergebnis der Arbeit war der „WintherStormer Modular“. Zusätzlich verfügt der Winther-Synrhesizer über Module von „synthesizers.com“, „MOTM“ und original Moog-Module.

Multimoog
„Mein Interesse für Synthesizer entstand in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals gab es eine große Zahl an analogen Synthesizern in allen Musikfachgeschäften in Oslo. Moog, ARP, Korg und Roland konnte man testen – und ich war ein sehr fleißiger, aber auch zum Teil sehr anstrengender Kunde, der alles Mögliche fragte und wissen wollte. Es wurde mir nahe gelegt den neuen Preset-Synth von ARP zu testen, aber der Beste war und bleibt für mich der Moog. Ich habe lange nach einem passenden Moog für mich gesucht, und weil der Mini Moog weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten lag, musste es einfach ein MultiMoog werden. Eigentlich lag der Preis bei fast 12.000 NOK (ca. 1.600€), aber nachdem ich das Gerät ausleihen durfte und hierfür meinen Bafög als Student für das Pfand einsetzte, kam mir die Verkäuferin entgegen und reduzierte den Preis, sodass ich nur noch 8.500 NOK (ca. 1.135€) für den MultiMoog zahlen musste.“
   Terje Winther ist - auch noch nach über 35 Jahren - mit seiner damaligen Investition sehr zufrieden.
   Für ihn ist es nach wie vor von Bedeutung, seinen eigenen Moog zu besitzen und dieser ist nach wie vor ein Teil in seiner Grundausrüstung. Außerdem ist das Teil weitestgehend im Originalzustand, mit dazugehörenden Flight-Koffern der Marke Moog und Norlin.
   In den folgenden Jahren kam eine Yamaha DX7II dazu, mit jeglicher Extraausstattung, die man sich nur denken konnte.
   „DX7‘ war eine teuflisch teure Affäre“, mit „Breathcontroller“, zusätzlichen Datenkassetten, Pedal und Flight, meint Terje Winther.
   Sein Synthesizer war auch der erste der in Norwegen eine Expansionskarte installiert bekam. „Das habe ich mir allerdings nicht selbst zugetraut, daher musste ich mich für die Installation an den Importeur wenden. Im Fachgeschäft allerdings wurde mir allerdings mitgeteilt, dass man dort zwar schon von der Karte gehört, eine solche aber noch nie gesehen hatte. Somit war das Interesse rund um die Installation zu meinem Glück riesig. Im Gegensatz zu einigen anderen DX7-Synthesizern, verfügt dieser über 16 bit. Das erzeugt einfach einen besseren Klang, wie auch ein Freund von mir anmerkte. Er hatte auch einen DX7 und wir haben die Klänge von meinen zu seinem Synthesizer übertragen. Das erwartete Ergebnis blieb aus, da sein Synthesizer lediglich über 8 bit verfügte.“
   Ebenso investierte Winther in eine 4-spurige TEAC Bandmaschine. Wenn ein Mike Oldfield alle Instrumente selbst spielen konnte, so konnte doch ein junger, Synth-Enthusiast aus Nesodden, kurz vor Oslo, das Gleiche tun.

Auf dem Band
Winther: „Der Bruder eines Freundes von mir, mit dem ich zusammen spielte, war ein Musiker im Tanzorchester „Nova Media“. Sie hatten sogar einen eigenen Tourneebus, und im Sommer, als die Band Urlaub machte und der Bus vermietet wurde, mussten sie ihre komplette Ausrüstung irgendwo lagern. Ich habe mehr als freiwillig einen Lagerraum zur Verfügung gestellt. In den zwei Monaten lagerte ich einen Korg PS-3200, einen Roland String-202, einen Roland VP-330 Vocoder Plus (den mit Tangenten) und eine Reihe anderer Goldstücke der der analogen Synthesizer bei mir ein.
   Das glückliche Ergebnis meiner Bereitschaft zur Lagerung waren ein Aufnahme und eine Kassettenproduktion.
   So, wie es in dem Begleitmaterial zur Aufnahme steht: Eines Abends saßen wir an Bord eines Bootes und waren auf dem Weg nach Hause nach Nesodden. Da sagte Björn [Lindberg Andersen]: „Warum machen wir nicht eine reine digitale Aufnahme, nur mit Synthesizern?“ „Super“, sagte Tony [Terje Winther]. Die darauffolgenden Wochen wurden für die Beschaffung der Ausrüstung genutzt, da wir selbst nichts hatten. Mit voller Absicht haben wir die Aufnahmen in den Zeitraum gelegt, als Nova Media Urlaub hatte. Somit konnten wir deren gesamte Ausrüstung „leihen“, von Keyboards, bis hin zu Mischpulten. Allerdings war das nicht genug, deshalb mussten wir tief in unsere Taschen greifen und sind zum Supersonic (Musikfachgeschäft) gefahren um noch mehr Ausrüstung zu leihen. Das einzige, womit wir uns selbst helfen konnten waren die Aufnahmegeräte.“
   Das Ergebnis unserer Arbeit waren neun Lieder, komponiert von den drei Bandmitgliedern Mette Johnsen, Bjørn Lindberg Andersen und Terje Winther, und somit konnte die Band New Light im Herbst 19080 ihre erste und einzige Kassette rausbringen, mit dem bekannten Titel „Tracks“. Die Lieder sind auch heutzutage noch absolut hörbar – mehr als 30 Jahre nach dem Entstehen der Aufnahmen.

WintherStormer
Heutzutage spielt Terje Winther in der Band „WintherStormer“. Auf der Homepage www.wintherstormer.no bezeichnet man die Band als «electronic diffusion tutti»-Band, die mit analogen Synthesizern und Sequenzen arbeitet. Terje Winther und Erik Stormer übernehmen die Bedienung der Synthesizer und Sequenzen, während sich Atle Pakusch Gundersen Gitarren, Vocodern, Thereminen und anderer Elektronik annehmen. Der Vierte, Geir Marthin Helland, übernimmt Schlagzeug und Percussion.
   WintherStormer wurde im Jahre 1999 gegründet und ging in den letzten Jahren mehrere Male in Europa auf Tournee - unter anderem in den Niederlanden (E-live in Eindhoven) und in Großbritannien.
   Beide Geräte aus der Anfangszeit, der Multimoog, wie auch der DX7’er, sind nach wie vor mit dabei, wenn WintherStormer auftreten. Heutzutage ist das Equipment natürlich etwas erweitert worden, mit Minimoog, ARP Axxe, Roland SH-2000 und Elka EK-22, Korg Delta und Yamaha SK-20 unter den Polyphonen. Zusätzlich ist noch eine Reihe an Sequenzen dazu gekommen, wie auch ein paar Sampler.
   Terje Winther: „Es erfordert einige Investitionen, sich sein eigenes Synth-Equipment über die Jahre zuzulegen, glücklicherweise habe ich in den letzten Jahre viele tolle verschiedene Instrumente geliehen bekommen, sodass es mir immer möglich war, mit neuen Sounds zu experimentieren, sowohl auf CDs, wie auch bei den Konzerten.“

Reparaturen
Terje Winther ist gelernter Komponist und Dirigent mit einem Abschluss der Norwegischen Musikhochschule, wo er das Piano als Hauptinstrument und Flöte als Nebeninstrument studierte. Er arbeitet als Leiter in der UNOF, dem jungen Orchesterverbund. Die Organisation umfasst 4.000 Mitglieder, sowohl Kinder wie auch Jugendliche, die im Streich- und Symphonieorchester im ganzen Land spielen. Winther hat auch eine Verbindung zu NoTAM – Norwegisches Zentrum für Technologie in Musik und Kunst - hier allerdings übt er die Rolle des Komponisten im Bereich Elektronische Musik aus.
   Man könnte denken, dass eine Person mit einer theoretischen und praktischen Musikausbildung sich zu den Dingen wie Bleistift und Papier hingezogen fühlt. Aber das gilt nicht für Winther. Terje Winther greift gern zu Schraubendreher und Lötkolben, zur großen Freude von Synthenthusiasten, die sich nicht selbst zu trauen, ihre eigenen Synthesizer auseinanderzubauen.
   „Alles begann mit einem kleinen Morseapparat im Jahre 1976. Das Ganze bestand aus einer Printcart und ein paar wenigen Teilen. Nachdem alles verlötet war, konnte man sich an dem Morsealphabet versuchen“, sagt Winther.
   Seitdem hat Winther angefangen seine eigenen Synthesizer zu reparieren, und während der letzten Jahre ist die Liste lang geworden und es kamen Geräte wie Moog, ARP und Korg hinzu.

Synth-Treffen
2007 gründete WintherStormer eine neue Institution im analogen Synthesizer-Milieu in Norwegen. In Zusammenarbeit mit NoTAM wurden Anhänger der analogen Synthesizer zu einem Synth-Treffen und zu einer „DiY-Versammlung“ (DiY = Do it Yourself) eingeladen. Am Samstag, den 3. November 2007 kamen mehr als 80 Synthenthusiasten zu den Treffen.
   Seit diesem Tag ist das Synth-Treffen eine jährliche Veranstaltung geworden, zu dem jeder Teilnehmer dazu gern die eigenen Synthesizer mitbringen.
   Mehrmals hatten die Treffen ein bestimmtes Thema - wie 2010 wo „Sampler“ das Thema war - und ein echter Mellotron M400 inklusive. Das Jahr danach konnten die Teilnehmer Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Moog Taurus-Familien herausfinden. Ansonsten sind die Treffen so gestaltet, dass die Teilnehmer ihre eigene Ausrüstung mitnehmen können, sodass von russischen Synthesizern bis hin zu großen Modular-Schwergewichten alles dabei ist.

Aufnahmen
Terje Winther ist durchaus ein produktiver Komponist, und viel von seiner Musik ist auch auf den CDs erhätlich. Die erste Solo-Aufnahme – Trespasser – kam 2004 heraus. Die Musik basiert auf analogen Synthesizern, direkt eingespielt, ohne Programmierung oder andere „Hilfsmittel“. Es handelt sich um auf Sequenzen-basierte Musik, und Winther erzählt, dass der Inhalt inspiriert wurde von der „Berlinschule“ in der elektronischen Musik, d.h. von Tangerine Dream, Klaus Schulze und Ash Ra Temple zusammen mit Jean Michel Jarre – ebenso von Elementen aus der progressiver Rockmusik der 70er Jahre.
   Im November 2009 kam der Nachfolger „Electronic Egions“ heraus. Die Musik ist eine Mischung aus Improvisation und sequentiellen Läufen – und natürlich auch wieder auf der Basis von analogen Synthesizern.
   Terje Winther war auch an verschiedenen ausländischen Aufnahmen beteiligt – u.a. an der Ausgabe von Svenska Analogsympatisörer.


*****

Discographie:
2004: Trespasser – Terje Winther
2007: Woodwork – WintherStormer
2007: Live 2007 – WintherStormer (Limited Edition)
2008: Electric Fairytales – WintherStormer
2009: Electric regions – Terje Winther

Eine vollständige Übersicht über alle Werke von Terje Winther und/oder WintherStormer ist auf www.wintherstormer.no/music zu finden.

Elka Synthex, der etwas angebrannt riecht, wird als eine Herausforderung angesehen.
Elka Synthex, der etwas angebrannt riecht, wird als eine Herausforderung angesehen.
Minimoog war ein treuer Begleiter in vielen Jahren. Im Hintergrund sind Teile vom WintherStormer Modular zu sehen.
Minimoog war ein treuer Begleiter in vielen Jahren. Im Hintergrund sind Teile vom WintherStormer Modular zu sehen.
Selbst ist der Mann. Ein selbstgebauter Soundgenerator aus den 80er Jahren, der sogar nach wie vor mit auf Konzerte geht.
Selbst ist der Mann. Ein selbstgebauter Soundgenerator aus den 80er Jahren, der sogar nach wie vor mit auf Konzerte geht.
Ein Bild von einem der jährlichen Synth-Treffen, auf dem Terje Winther Initiator und Impulsgeber war. Terje schraubt an Sector Medias Modularen synthesizers.com herum.
Ein Bild von einem der jährlichen Synth-Treffen, auf dem Terje Winther Initiator und Impulsgeber war. Terje schraubt an Sector Medias Modularen synthesizers.com herum.